Das passiert, wenn du in Schottland von der Polizei angehalten wirst
Was passieren kann, wenn du in Schottland von der Polizei angehalten wirst, hat Chris für dich festgehalten.
Ein Auszug aus „Ein spontanes Highland-Abenteuer“
Den kompletten und mit Bildern versehenen Reisebericht findest du Hier.
[…]In Glasgow angekommen trat ich aus dem kleinen, unspektakulären Terminal, machte mich auf den Weg zum Car-Rental-Center und erinnerte mich an die letzte Nacht und einen sehr eigenartigen Traum, der mir erst jetzt wieder bewusst wurde.
Anstatt des Wagens, den ich gebucht hatte, hatte ich in diesem Traum ein gänzlich anderes Model bekommen und mit diesem obendrein einen Unfall, auf einer sehr entlegenen Straße im Gebirge.
Zu diesem Zeitpunkt maß ich dem Traum keine allzu große Bedeutung zu. War er doch lediglich das Ergebnis einer Mischung bestehend aus Alkohol und Aufregung.
Im Car-Park des Flughafens angekommen erwartete mich tatsächlich eine Überraschung. Auch wenn ich überraschter hätte sein können. Denn gewissermaßen war ich ja bereits vorbelastet, beziehungsweise gedanklich darauf vorbereitet. Und es kam wie es kommen musste. Übergeben wurde mir der bereits in der Nacht zuvor erträumte VW Polo in Blaumetalik.
Ich war keine fünf Minuten vom Flughafen entfernt, da wurde ich auch schon von einer Polizeistreife angehalten. Als wir uns verabschiedeten und sie meine Kenntnisse in britischem Straßenverkehrsrecht etwas aufgebessert hatten, sprang mein Wagen selbstverständlich nicht mehr an.
Die beiden Polizisten – sichtlich peinlich berührt, da ich schlicht eine Vorfahrtsregel im verkehrsberuhigten Bereich missachtet hatte – versuchten nun meinen Wagen wieder in Gang zu bekommen.
Schließlich standen wir, nach fünf vergeblichen Anschiebe-Versuchen, am Rande eines dreispurigen Kreisels einer Hauptverkehrsader von Glasgow. Der Berufsverkehr brach gerade herein.
Es war zwecklos. Weder der kleine Schmale, noch der große Dicke waren in der Lage den Wagen wieder in Bewegung zu setzen. Jegliche Mühen blieben ohne Lohn und so kam endlich der sie erlösende Funkspruch, der die beiden anforderte einer anderen unglücklichen Seele Beistand zu leisten. Sie versprachen aber, mir einen Pannendienst zu rufen, der in 30 Minuten dort sein würde. Nicht wie der von mir über die Notfallhotline der Mietwagenfirma angeforderte erst in 90.
Und tatsächlich. Da war er. Sogar zehn Minuten zu früh.
Ein groß gewachsener Herr, vermutlich irischer Abstammung, kurbelte das Fenster seines Trucks herunter und fragte in einem sehr beruhigenden, das R rollenden Highlandakzent: ‚Tell me my friend. What happend to your car?‘
Ich wusste, wenn einer diesen Dreckswagen wieder fit machen könnte, dann war er es.
Bei -4°C standen wir nun vor der geöffneten Motorhaube des Wagens.
Ich mit zitternder Hand seine Taschenlampe haltend, er an irgendetwas mit irgendetwas herumschraubend.
‚Well. I have no idea.‘, sagte er, mit einem nicht mehr ganz so zuversichtlichen Unterton.
Well. Das half mir jetzt nur sehr bedingt weiter.
Ich merkte an, ob er für diese modernen Fahrzeuge nicht einen Laptop mit entsprechender Software habe, den wir anschließen könnten, um so dem Problem näher zu kommen.
Die Idee fand er sichtlich gut, denn sie fand aus dem Inneren des Wagens heraus statt, in welchem es zwar wärmer, aber noch lange nicht so warm war, dass er aufgrund einer akuten Zittrigkeit das Passwort des Laptops nicht dreimal hätte falsch eingeben können.
Er behielt dennoch seine mir bereits bekannte Ruhe, mit welcher er auch schon eine Stunde zuvor das Fenster seines Trucks heruntergekurbelt hatte, was meine Zuversicht in seine Fähigkeiten weiter bekräftigte.
Schließlich lief auch die moderne Lösungsfindungsmaschine und nach einer guten Unterhaltung, woher ich käme und was meine Pläne für die nächsten Wochen hier seien, ertönte plötzlich rechts neben mir auf dem Fahrersitz ein erfreutes Glucksen.
‚I think, we got it.‘
Das war das Zeichen! Er hatte es wohl geschafft!
Und schon sprang der Motor wieder an. Wir waren beide gleichsam begeistert von dieser Wunderheilung. Er versuchte mir noch zu erklären was genau er da jetzt gemacht hatte. Irgendetwas mit dieser Motorsystemsteuerung und irgendeinem Update. Ich meine sogar das Wort Firewall gehört zu haben was im Nachhinein doch eher unwahrscheinlich wirkt.
Er war mein persönlicher Held!
Ich schaffte es tatsächlich noch knapp drei Stunden zu fahren, auch wenn das ein oder andere Manöver, auf dem mir nicht alltäglichen Terrain des Linksverkehrs, bei den nachfolgenden Fahrzeuginsassen einige Fragen aufgeworfen haben dürften.
Die dürften in etwa so geklungen haben: ‚Is he drunk? He is driving in the Buslane!‘
Oder vielleicht auch: ‚Wow! This was a tough stunt!‘ als ich mit dem linken Vorderrad über eine leicht erhöhte Fahrbahnrandmarkierung fuhr und die linke Seite des Wagens circa 20 cm in die Luft katapultierte.
Und ja, vielleicht hätte ich nicht mehr so weit fahren sollen.
Meinen Plan an diesem Tag noch in Inverness anzukommen hatte ich längst verworfen. Es ging also bloß darum, soweit wie möglich Richtung Norden zu gelangen, dort einen Platz zum Schlafen zu finden und vor allem etwas zu Essen und zu Trinken.
Diesen Ort namens McKays Hotel, Bar & Restaurant fand ich im verkehrsgünstig gelegenen und malerischen Örtchen Pitlochry, in welchem ich für den äußert günstigen Preis von 35 Pfund ein Zimmer und Frühstück bekommen sollte.
[…]
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