Früchte mit Chili und Salz in Mexiko – Tajin & Co.
„Und dann streute die alte mexikanische Dame Chili und Salz auf unsere frischen Früchte.“
– November 2021, Valladolid, Mexiko.
Die Mittagssonne stand hoch am Himmel über der kleinen Kolonialstadt, während Theresa und Ich, auf der Suche nach einem Camping-Kochtopf, durch die belebten Gassen schlenderten. Vor den Häusern unter breiten Sonnenschirmen saßen ältere Damen die frisches Obst, Gemüse sowie Kürbiskerne in Zuckerguss verkauften.
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Die Geschichte dahinter
Für je 20 Peso kauften wir einer netten Señora zwei verzehrfertige Beutel ab. Das war an diesem Tag, bei 33°C und Windstille, genau das Richtige!
Sie griff sich einen Beutel Früchte, und streute ein Pulver hinein von welchem wir ausgingen, es sei vielleicht Zucker und Zimt.
Der Geschmackstest offenbarte: Es waren Chili, Limone und Salz!
In Mexiko ist diese besondere Gewürzmischung auch unter dem Namen Tajin* bekannt.
Die Theorien, weshalb man vielerorts in Mexiko Salz, Chili und andere Gewürze auf frisches Obst streut, sind vielfältig.
Da unser Erlebnis mit der alten Dame in Valladolid uns nicht losließ, haben wir ein paar Recherchen angestellt, für den Fall, dass jemand nach diesem Erlebnis genauso so verwundert ist, wie wir es waren.
Eine Theorie: Diese Art der Zubereitung sei dem warmen Klima geschuldet.
Während unserer Zeit in Mexiko fragten wir noch den einen oder anderen Einheimischen nach dieser scheinbaren Spezialität. Auffällig hierbei: Nicht jeder kannte die besagte Zubereitungsart. Früchte mit Salz oder Chilisalz* sind in Mexiko also nicht überall verbreitet.
Ein Taxifahrer meinte zu uns: „Es ist oft sehr heiß in dieser Region. Viel heißer als jetzt im November. Dann schwitzt man viel und braucht mehr Vitamine und Mineralien.“
Diese Erklärung schien uns ebenfalls sehr einleuchtend. Denn die Mittagshitze hatte uns bereits mehr als einmal das Hirn gebrutzelt.
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Früchte mit Chili & Salz – Das steckt dahinter!
Eine bekannte Zubereitungsart: Fruta con Chile y Limon.
Auf einem englischsprachigen Blog fand ich einen Artikel, der neben dem Chili und dem Salz eine weitere Zutat erwähnt: Limetten.
Wen hätte das auch gewundert? Denn Limettenspalten werden in Mexiko beinahe zu allem gereicht.
Der Artikel erinnerte mich an ein Prinzip des Kochens, wonach man in einem Gericht möglichst alle Geschmacksrichtungen vereinen soll: Süß (die Früchte), sauer (der Limettensaft), salzig (offensichtlich das Salz), bitter (zum Beispiel Bitterstoffe von Zitrusschalen) und Umami.
Umami lässt sich bei Fruta con Chile y Limon am ehesten aus der Gesamtheit der Aromen herausdeuten, aber die vier Hauptgeschmacksrichtungen süß, salzig, bitter und sauer sind vorhanden.
Ob das Ergebnis dann wirklich schmeckt, sei jedem selbst überlassen.
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Tajin & CHAMOY
Auf einem weiteren englischsprachigen Foodblog wird mit Selbstverständlichkeit sogar noch eine Art Würzsauce auf das Obst geträufelt, und sodann mit besagtem Tajin-Salz* bestreut.
Chamoy* ist die Bezeichnung für eine Vielzahl von Saucen der mexikanischen Küche, die aus eingelegten Früchten und Chilis besteht. Chamoy kann eine flüssige bis klebrige Konsistenz haben. Der Geschmack ist typischerweise salzig, süß, sauer und scharf, was wiederum die Theorie des klassischen Prinzips der Küche bekräftigt, als Geschmäcker zu vereinen.
Und dann wurde es interessant: Ein Verdacht, den ich aufgrund vieler mexikanischer Gerichte bereits eine Weile hatte, bestätigte sich nun. Es handelt sich nämlich insbesondere bei Chamoy*, dem eigentlichen Vorläufer des Tajin-Gewürzes*, gar nicht um eine typisch mexikanische Würzpaste!
Sie hat ihren Ursprung in Asien!
In China nennt man diese Paste see mui.
Rachel Laudan, eine Historikerin spezialisiert auf Essen, Gerichte und deren Herkunft, hat sich auf die Spuren von Chamoy begeben: „I moved to Mexico in the mid-1990s,“ Laudan says, „and all of my Mexican friends agree that chamoy … really wasn’t around [nationally] until 1990.“ It spread in large part thanks to the major Mexican confectionery company Dulces Miguelito, which began mass-producing chamoy in the 1970s.“
Dies bestätigt die vielen vorhandenen asiatischen Einflüsse in der mexikanischen Küche.
Rachel Laudan ist sich zwar nicht sicher, wann genau see mui nach Mexiko kam, doch die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass es mit asiatischen Einwanderern um 1560 seinen Einfluss in die mexikanische Küche fand, die auf spanischen Handelsschiffen nach Mittelamerika übersetzten, um Seide und Gewürze zu handeln.
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SALADITOS – mehr als nur eine Süßigkeit
In die gleiche geschmackliche Kerbe schlagen übrigens die Saladitos.
Eine mit Zucker, Salz, Limettensaft und Chili überzogene getrocknete Frucht, meist eine Trockenpflaume oder Trockenaprikose, die als Süßigkeit gegessen und in vielen Variationen in Drinks oder Snacks ihren Einsatz findet.
Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass Saladitos und Chamoy dasselbe sind.
Saladitos* sind die getrockneten gesalzenen Früchte, während Chamoy aus der übrig gebliebenen Rohmasse hergestellt wird. In Trinidad und Tobago und auf einigen Karibikinseln werden diese als Salzpflaume, also „Salted Plum“, oder einfach nur als „Salted“ bezeichnet.
In Asien wiederum ist die übliche Methode, Saladitos zu essen, einige davon in eine Orange oder Zitrone zu stecken und dann den gesalzenen Saft herauszusaugen, während der Saladito sich mit Flüssigkeit vollsaugt und wieder weich wird.
Saladitos gelten in Mexiko als Süßigkeit. Sie werden manchmal auch in Getränken verwendet.
Um Getränke aufzupeppen, werden bei manchen Gelegenheiten daher ein paar Saladitos* auf den Boden des Glases gelegt. Zum Beispiel in Sprite, Ginger Ale oder auch in Bier.
In Taiwan wird ein beliebtes Getränk hergestellt, indem mehrere Saladitos in einem Gefäß mit Wasser eingeweicht werden, bis sie ihren Geschmack an das Wasser abgegeben haben.
Auch in Australien sind Saladitos unter dem Namen „Salty-Plums“ bekannt und in verschiedenen Texturen erhältlich, wobei einige salzig und andere süß sind. In Japan nennt man sie Umeboshi*.
Warum man in Mexiko Früchte mit Chili & Salz isst
Es scheint tatsächlich eine Mischung aus Kultur und Mineralienzufuhr zu sein!
Den Lebensumständen, dem Klima und den asiatischen Einflüssen zugrundeliegend, wird man heute im modernen Mexiko auf viele Abwandlungen und Verwandte dieser – für Europäer – gewöhnungsbedürftigen Geschmackskombination treffen.
Halte in den Shops, an den Essensständen oder im Supermarkt also die Augen offen und probiere Tajin*, Chamoy* oder die Saladitos selbst. Vielleicht kommst du auf den Geschmack!
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Externe Bildnachweise: Tajin: Amazon.com, Thermometer u. mexikanisches Essen: pixabay.com, Chamoy und Tajin: isabeleats.com, Salted Plums: ebay.de