Über die Hamsterrad Farm im Schatten der „Extra-Meile“
Der Weg raus aus dem Hamsterrad und aus der Festanstellung ist anstrengend.
Obwohl er von irgendwelchen selbsternannten Coaches (ohne jegliche Ausbildung in diesem Bereich) auf Instagram und auf sonstigen sozialen Medien gerne so verkauft wird.
Als sei es das einfachste auf der Welt:
„Jeder kann es schaffen. Auch DU!“
Alles nur eine Frage der Einstellung, des richtigen „Mindsets“.
Auf unserem Weg gibt es selbstverständlich auch Phasen, in denen alles zu funktionieren scheint. Doch um ehrlich zu sein ist das die Ausnahme.
Die Wahrheit über den Ausstieg aus dem Hamsterrad
Die meiste Zeit, während wir noch unseren Vollzeit-Stellen nachgehen und gleichzeitig versuchen etwas aufzubauen, worauf wir stolz sein können, ist es einfach nur krass anstrengend.
Befriedigend, ja. Jeder selbstverdiente Euro ist unglaublich befriedigend.
Aber manchmal auch einfach nur anstrengend.
Mir selbst hilft es in solchen Momenten die Dinge aufzuschreiben, die in meinem Kopf kreuz und quer herumsausen.
Und genau dafür gibt es ja Chris‘ Ecke.
Vor kurzem kam es bei mir, beim Versuch einen neuen Beitrag zu verfassen, zu einem eigenartigen Phänomen.
Ich wollte einen motivierenden Beitrag über das Thema „Die Extra-Meile gehen“ verfassen. Doch was beim ersten Versuch rauskam, sich einfach aus mir herausschrieb, war etwas anderes.
Aber lest es doch einfach selbst:
Mein Hamsterrad im Schatten der Extra Meile
„Wow. Was für ein Monat. Es fühlt sich an, als würde er ewig dauern. Jeden Tag dasselbe. Aufstehen, Kaffee rein, Laptop an, Beiträge schreiben, SEO verbessern, neue Ideen weiterentwickeln, zur eigentlichen Arbeit gehen.
Im Büro angekommen. Arbeit. Jeden Tag das Gleiche. Ich sehe zu, dass ich schnell mit allem durch bin. Um 16 Uhr steht der nächste Kunde in anderer Sache vor meiner Haustür. Zwischendurch schnell zur Post. Lieferungen an Menschen von ebay Kleinanzeigen versenden. In der Mittagspause in den Sportraum, etwas für die Gesundheit tun.
Endspurt. Die Post vom Mittag ist im Büro eingetroffen. „Kann das hier alles nicht ein bisschen schneller laufen? Ich muss in einer Stunde in der Bahn sitzen!“
Schnell die Eingänge bearbeiten. Dann runter in die andere Abteilung. Dort nach dem Rechten sehen und ein paar Dinge klären.
Rucksack auf, Jacke an.
Es ist halb drei. Die Bahn kommt in neun Minuten.
Geschafft.
Laptop aufklappen um die Fahrzeit zu nutzen. Beitrag vom Morgen fertigstellen.
Mist. Muss den Kunden von heute Morgen noch die Sendungsnummern schicken.
Handy raus. Ebay-Kleinanzeigen an.
Eine Preismeldung meines Depots flattert rein. Schnell ein paar Gewinne mitnehmen. An den Märkten herrscht eine abartige Volatilität. Krieg hat der Börse historisch betrachtet selten schwer geschadet. Absurd, wenn man mich fragt.
Handy weg. Wieder an den Laptop.
Beitrag SEO optimieren und raus damit.
Meine Haltestelle. Ich steige aus. Die Sonne scheint mir ins Gesicht.
Fünf Minuten bis nach Hause.
Eine halbe Stunde Zeit für einen Kaffee und Sonne tanken. Der Vitamin-D Spiegel ist im Keller.
Kunde kommt Zehn Minuten zu spät. Alles klar. Schnell noch die Mails checken.
Es klingelt.
Verkaufsgespräch.
Kunde glücklich. Haus etwas leerer. Reisekasse etwas voller.
Wieder an den Laptop. Das hier schreiben.
Dass ich nicht lache. Du meinst wohl deine eigene Hamsterrad-Farm.“
Raus aus dem Hamsterrad: Die Realität
Denn ja. So sieht es aus, wenn man gefühlt fünf Jobs gleichzeitig hat.
Klar, wir versuchen so viel wie möglich vorzubereiten, für den Tag an dem wir zu unserer Reise aufbrechen werden.
Wir behaupten, dass das, was wir tun, jeder schaffen kann. Und davon sind wir wirklich überzeugt. Doch jeder, der sich in dieses Abenteuer begibt, sollte auch bereit sein den Preis zu zahlen.
Und der besteht am Anfang nicht selten aus Blut, Schweiß, Tränen, Anstrengung und Hornhaut an den Fingerkuppen vom Schreiben am Laptop.
Jeder geht anders mit Druck um. Und jeder hat eine andere Belastungsgrenze.
In den vergangenen Monaten hatte ich öfter das Gefühl, an dieser Grenze angekommen zu sein.
Und irgendwie klammere ich mich an die Hoffnung, dass es besser wird, wenn wir dann endlich losgehen können.
Als ich diesen Artikel verfasse sind es noch sechseinhalb Monate.
Sechseinhalb Monate, in denen wir dieses Level wohl oder übel halten werden. Nicht weil wir es müssen, sondern weil wir es wollen. Weil wir wollen, dass es „am Ende“ leichter wird.
Und irgendwie hat dieser Artikel dann doch ein motivierendes Ende gefunden. Zumindest für mich.
Denn ich bin überzeugt davon, dass der Plan aufgehen wird.
Auch wenn ich dafür meine eigene Hamsterrad-Farm brauche.
18 Monate später
Ich sitze in Panama am Schreibtisch und gehe jeden einzelnen Artikel durch, den wir in den letzten 12 Monaten produziert haben.
Es gibt Tage, an denen arbeiten wir 10,12 oder sogar 14 Stunden.
Haben wir uns unser eigenes Hamsterrad erschaffen?
Es fühlt sich nicht so an.
Denn worum es wirklich geht, ist etwas eigenes aufzubauen. Etwas, worauf man stolz sein kann.
Sehr herrlicher Artikel;)
Grüße
Miral
Hallo Miral, danke für deine Rückmeldung 🙂
Gruß zurück,
Chris
Hallo Chris,
mir gefällt dein Schreibstil sehr.
Ich kenne das tatsächlich auch. Seitdem ich selbstständig bin, habe ich zwar auch mehr zu tun, kann mir meine Zeit aber wenigstens selbst einteilen. Das nimmt mir das Tempo ausm Hamsterrad. Als ich noch in einem 9 to 5 gefangen war, ging es mir genauso wie du es beschrieben hast. Das war der absolute Horror für mich.
Liebe Grüße
Dominik
Hallo Dominik,
herzlichen Dank für deine Gedanken zum Artikel und dass Du uns an deiner Erfahrung teilhaben lässt.
So eine Zeit ist, wie Du schon sagst, richtig anstrengend.
Und gleichzeitig wird man irgendwann dafür belohnt. So wie Du auch, wie ich es herauslese.
Richtig super, dass dein persönlicher Plan aufgegangen zu sein scheint, und Du heute aus dem „Otto-Normal-Hamsterrad“ raus bist! Das hat Respekt verdient!
Lass uns gerne weiterhin deine Gedanken zu unseren Beiträgen hier, wenn dir danach ist, das würde uns sehr freuen :-).
Liebe Grüße,
Chris